Mittwoch, 1. Juli 2020

Island 2019 - Tag 4


Hier zunächst die Fotos vom vierten Tag:


Dienstag, der 15.10.

Der neue Tag begann, wie der alte aufhörte. Es hatte die ganze Nacht durchgestürmt und es schien auch nicht so, als wenn es nun aufhören wollte. Das war heute aber gar nicht so schlimm, auf dem Tagesplan standen eine überschaubare Anzahl geplanter Stopps, die zudem alle nah an der Straße waren. Somit musste man nicht zwingend lange draußen herum laufen. 
Zudem war heute Caras 15. Geburtstag!
Der Blick aus dem Fenster sah zwar nicht gerade vielversprechend aus, aber zumindest war es erst einmal trocken. Das bleibe auch so und so bekamen wir alle Sachen ohne nass zu werden ins Auto. Wenngleich auch ziemlich durchgeföhnt.



Während die anderen also das Frühstück vorbereiteten, packte ich schon einmal die Koffer und alles nicht mehr benötigte Zeug in den Wagen. Man weiß ja nie, wie lange es so bleibt. Danach frühstückten wir ausgiebig, packten die restlichen Sachen zusammen und machten uns wieder auf den Weg.  Das erste Ziel war gar nicht weit entfernt von unserem Quartier, die bis 155m Höhe über dem Meer aufragende Halbinsel Dyrhólaey.
Zunächst stoppten wir auf dem "unterem" Teil, direkt am östlichen Ende, von wo man einen schönen Blick auf die schwarze Felsnadel Reynisdrangar und dem langen, schwarzen Strand Reynisfjara. Dahin sollten wir später noch einmal kommen. Bei kurzen Weg vom Parkplatz bis zum Endpunkt pustetet es schon ganz lustig, obwohl wir hier "unten" sogar noch etwas windgeschützt waren.


Dann also ein Blick über den Strand und in die andere Richtung, zu dem höher gelegenen Bereichen. Es war wieder gar nicht so einfach, das Handy auch nur ansatzweise ruhig zu halten.




Ein Panoramafoto machte ich dann trotz der Verhältnisse auch noch.


Nun ging es zurück zum Wagen, um schließlich noch hoch auf den "Gipfel" zu fahren. Hier hinauf führt ein schmaler Geröllweg, der mit unserem Duster aber auch kein Problem darstellte.
Auf dem Parkplatz stellte ich mich an eine Seite, ohne vorher über die Windrichtung nachzudenken. Das merkte ich schlagartig, als ich meine Tür öffnete! Der Wind kam hier von hinten und ich konnte die Tür so gerade und mit Mühe noch am Griff eine Spalt breit offen festhalten. Noch bevor ich was dazu sagen konnte, hatte Levi (hinter mir sitzend) aber auch schon den Türöffner gezogen und direkt riss der Sturm die Tür auf, die er natürlich nicht halten konnte (hätte er auch nicht, wenn er es gewusst hätte). 
Da meine Fahrertür von mir einen Spalt breit offen gehalten wurde, klappte die hintere Tür am Endanschlag über und ballerte mit einem Knall in meine hinein. Ich schimpfte sofort los, wobei Levi nun wirklich nichts dafür konnte. Nun ja, zum Glück hatten wir einen Mietwagen-Vertrag ohne Selbstbeteiligung!



Levi weinte und hatte nun Angst, auszusteigen. Also parkte ich das Auto um, dass so etwas mit den Türen nicht noch einmal passieren konnte. Aber wir konnten ihn dann doch wieder beruhigen. So ging ich dann um den Wagen herum und öffnete die Türen kontrolliert von außen.
Hier oben war der Sturm noch einmal deutlich heftiger, ganz viel mehr durfte es für ein kontrolliertes Gehen wirklich nicht mehr sein.




Aber eine tolle Aussicht auf den Felsbogen im Meer, den langen Strand gen Westen und ins Hinterland. Leider war es recht diesig, hier gibt es sonst ggf. eine tolle Weitsicht. 
Die blieb uns aber heute verwehrt. An der wind-abgewandten Seite bleiben wir deutlich weiter von der Felskante Entfernt als ich es sonst tun würde und auch Levi lies ich auf dieser Seite nicht von der Hand.
Nach diesem kurzen Rundgang stiegen wir wieder ins Auto ein und fuhren weiter zum Strand Reynisfjara. Dieser Küstenabschnitt gilt als extrem gefährlich, geht es doch vom Strand recht steil ins Meer und durch die meistens kräftige Brandung gibt es eine heftige Unterströmung. Das dazu relativ kalte Meer ist auch wenig hilfreich, dieses zu überleben, wenn man erst einmal darin gelandet ist. Zahlreiche Warnschilder vom Parkplatz bis runter zum Strand warnen eindringlich, nicht zu nah ans Wasser zu gehen.




Hier gibt es eine kleine "Höhle" mit zahlreichen flachen Gesteinsschichten und direkt davor eine Ansammlung von Basaltsäulen. Diese Art von Säulen gibt es auf Island relativ häufig, entsprechend wird darum deutlich weniger Aufsehens gemacht als woanders, wie z.B. beim Giant's Causeway in Nordirland. Da hatte ich durch den Besuch 3 Monate vorher noch gut den Vergleich zur Hand.





Nach den Felsen ging es noch etwas den Strand runter, immer mit Abstand zur Wasserlinie.



Das Spektakel habe ich dann auch noch in einem kleinen Video festgehalten.


Nun hatten wir hier alles gesehen, also zurück zum Wagen. Wir folgten dann weiter der Ringstraßen gen Osten. Schon kurz darauf kamen wir durch die kleine Ortschaft Vík í Mýrdal. Da es das einzige Dorf auf der heutigen Tagesroute sein sollte, kauften wir hier dann gleich ein. Inklusive einen kleinen Geburtstagskuchen für Cara.
Es ging erst recht nahe zur Küste weiter, später dann mehr landeinwärts und mehr in die Berge. Einen kurzen Stopp machten wir bei oder am Laufskálavarða, einer kleinen Passhöhe. Hie stand wohl früher mal ein Gasthaus, durch das hier die Steinstapeltradition begründet wurde. Entsprechend gibt es hier recht viele dieser aufgestapelten Steine.


Nun ja, das Wetter war inzwischen noch weniger schön als vorher. neben dem Sturm gab es jetzt auch Regen, daher hier nur ein kurzes Foto aus dem Fenster des Autos hinaus. Das sollte auch erst einmal so bleiben, auch bei unserem nächsten Stopp. Wobei wir gerade dort mal eine kurze Regenpause hatten. Wir waren bei der Fjaðrárgljúfur, einer wirklich schönen, altertümlichen Schlucht angekommen. Eigentlich hätte man hier eine Wanderung hinein machen müssen, angesichts des Wetter ließen wir das aber ausfallen.



Etwas schade, die Schlucht ist etwa 2km lang und bis zu 100m tief, aber bei Regen und Sturm war uns die Wanderlust vergangen. Dafür gab es dann ein Schild in Kombination mit der Umgebung, bei dem einem nur die Weisheit blieb: Jedes Schild hat seine Geschichte.


Von hier fuhren wir noch kurz in eine Nebenstraße, wo wir einen weiteren der hier wirklich zahlreichen Wasserfälle sahen. Einen Namen dazu fand ich nicht, ist wohl einfach zu unbedeutend hier.


Der nächste Wasserfall danach hat wieder einen Namen, es ist der Systrafoss, auch nur unweit von der Ringstraße. Dort fuhren wir auch nur kurz vorbei.


Das Wetter blieb nämlich weiter bescheiden, dafür war die Landschaft fast durchgängig beeindruckend. Dazu kam auch die Einsamkeit, in der wir inzwischen unterwegs waren. Nach dem schwarzen Strand, welches wohl das letzte zu erreichende Tagesziel von Reykjavík aus zu sein scheint, ist man quasi alleine unterwegs. Vorher gab es ja doch noch durchaus regelmäßigen Verkehr auf der Ringstraße, inkl. diverser Busse. Damit war nun wirklich Schluss.


Hin und wieder machten wir einen kurzen Stopp für ein Foto, allerdings ohne auszusteigen. Regen alleine ist ja die eine Sache, wenn der aber dank des Sturms überwiegend horizontal auf einen trifft, macht es noch weniger Spaß. 


Es gab (offensichtlich) namenlose Wasserfälle zur Genüge an diesem Teil der Ringstraße, hin und wieder auch welche, die sich einen Namen verdient hatten. Hier unten ist der Foss á Síðu zu sehen. 82m fällt das Wasser hier in die Tiefe, welches "dank" des Windes ganz gut verweht wurde. 


Von hier aus war es dann nicht mehr weit bis zu unserem heutigen Tagesziel, dem Hvoll Guesthouse. Dieses liegt ziemlich einsam etwas abseits der Ringstraße, über einen längeren Schotterweg zu erreichen. Total karge Gegend, die auch bei gutem Wetter sicher nicht sonderlich viel hermachen würde, aber bei dem regnerischen Sturm wurde das sicher auch nicht besser. Ich sprang zunächst alleine aus dem Wagen und rannte zur Tür, die in den großen Gemeinschaftsraum führt. Die ganze Front bestand aus vielen Fenstern, so konnte man schon gut erkennen, dass dort nichts los war. Die Tür war auch noch verschlossen. Wir waren wohl etwas früh dran. Aber noch irgend etwas anschauen kam uns heute definitiv nicht mehr in den Sinn, also warteten wir. irgendwann kam ein Wagen angefahren, die Person eilte aber direkt zum neben dem Guesthouse liegenden Wohnhaus. Hätte ich bei dem Wetter auch gemacht. Wir warteten noch einen Moment, ob noch etwas passierte. Nachdem das nicht der Fall war, ging ich dann zum Haus rüber und dort war direkt hinter der Haustür eine improvisierte Rezeption, in der ich dann einchecken konnte. Danach nahm ich die ersten Taschen und schloss das Quartier auf, alle huschten schnell hinein und Genia und ich trugen die Koffer möglichst flott in den Gemeinschaftsraum. Danach gingen wir die Treppe hoch zu unseren beiden Zimmern.



Dort angekommen richteten wir uns erst einmal ein, die Kinder waren über das WLAN sehr froh, endlich etwas mehr sehen als hauptsächlich Regen durch die Fahrzeugscheiben. Nach einiger zeit gingen wir dann wieder runter, wir wollten uns ja noch etwas mit den Örtlichkeiten vertraut machen und zudem gab es ja noch Caras Geburtstag zu feiern! Wofür hatten wir denn auch den Schokokuchen gekauft. Als Geburtstagskerze musste dann aber eine digitale Variante herhalten.


Nachdem wir uns die Küchenbereiche angesehen hatten, bleiben wir noch etwas unten sitzen und schauten in die doch recht trostlose Gegend. Es stürmte unentwegt weiter, mal mit Regen, mal ohne.
Inzwischen war auch noch eine größere Reisetruppe mit einem Bus angekommen, die sich nun in den Räumlichkeiten ausbreiteten. Es wurde langsam unruhig und so gingen wir schließlich wieder hoch, um uns frisch zu machen.


Später war dann noch Abendessen angesagt. Inzwischen war es auch dunkel, so dass wir das Wetter nicht mehr sehen mussten. Zu hören war es aber trotzdem. 
Als kulinarische Köstlichkeit gab es Kartoffelpüree mit Rotkohl und Baked Beans, für Levi mit Apfelmus verfeinert, er steht total darauf.
Später schaute ich mal auf die Seiten von Kachelmannwetter, hier mal der Screenshot von den Windböen der letzten Stunde um 16.00 Uhr Ortszeit. 


Der rosane und weiße Bereich ganz im Süden, genau dort waren wir an diesem Tag unterwegs. Der gefühlt recht starke Sturm hat sich also durchaus bestätigt.
Wir hatten trotzdem einen schönen Tag und schliefen wieder zufrieden ein. Heute in zwei verschiedenen Zimmern. Auch mal schön. 

Die gefahrene Tagesstrecke:

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