Mittwoch, 4. April 2018

USA 08/17 - Tag 18

USA-Westküste - August 2017

Tag 18 - Museum of Flight und Rückflug



Montag, der 28.08.

Unser letzter Urlaubstag war angebrochen und es mischte sich etwas Wehmut mit der Vorfreude auf daheim. Seit gut zweieinhalb Wochen fast täglich aus dem Koffer Leben und weiter ziehen bringt einem natürlich unfassbar viele Eindrücke, ist aber halt auch recht anstrengend.
Da unser Flug erst am Abend um 18:50 Uhr starten sollte, wir also im Prinzip erst so gegen 16 Uhr den Mietwagen zurück geben müssen, wollten wir uns natürlich noch etwas ansehen.
Und Seattle ist ja nicht nur eine Tech-Stadt (u.a. Amazon und Microsoft im benachbarten Redmond), sondern auch die Stadt der Flugzeuge, dem Sitz der Firma Boeing.
Daher ist es auch nahe liegend, dass es hier ein großes Flugmuseum gibt. Und zwar mit The Museum of Flight das weltweit größte privaten Luftfahrtmuseum.

Wir packten also die letzten Sachen zusammen, suchten schon einmal die nötigen Papiere für den Rückflug zusammen und checkten danach aus. Vom Hotel in Bothell bis zum Museum waren es immerhin knapp 50km über den Highway.
gegen 10:15 Uhr kamen wir dort an und wurden am Parkplatz direkt vom ersten Ausstellungsstück empfangen, einer Lockheed L-1049 Super Constellation.


Nach dem Kauf der Tickets gingen wir gleich in die erste Halle, in der eine bunte Mischung an Ausstellungsstücken zu finden war. Eine Typen stand auf dem Boden, viele hingen an der Decke, dazu gab es auch teilweise nur Cockpits, in die man sich dann selber setzten konnte.
Auch gab es in einem Bereich echte Flugsimulatoren zum ausprobieren, da war die Warteschlange aber leider etwas länger.


Ebenfalls in dieser Halle gab es eine Art Kinder-Spielplatz, bei dem neben üblichen Spielflugzeugen auch viel mit Lerneffekt zu entdecken ist. Wie funktioniert der Auftrieb, wie wird ein Flugzeug gesteuert oder angetrieben, wieso fliegt ein Hubschrauber usw.
Schon ziemlich beeindruckend, was hier so alles an Modellen vorhanden ist. Eine detaillierte Liste davon ist auf der Webseite des Museums zu finden.
In einem Nebenraum der ersten großen Halle gibt es eine Ausstellung zur Raumfahrt.


Auch hier sind allerlei Exponate zu bestaunen und man kann einen Blick in eine Raumkapsel werfen und auch ein 1:1 Modell des Space Shuttles stand dort.
Auf dem Weg zur großen Außenausstellung kommt man noch an der Red Barn, einem originalen Fabrikgebäude aus dem Jahr 1909 vorbei, in dem der frühe Flugzeugbau, übrigens überwiegend aus Holz, gezeigt wird. Wieder gibt es viele originale Maschinen, Pläne und Einzelteile zu sehen.
Mein persönliches Highlight war dann das große Außengelände, welches inzwischen vollkommen überdacht ist.


Hier stehen nicht nur viele, teilweise wirklich große Flugzeuge, man kann sie auch alle begehen!
Direkt als erstes gingen wir in eine Concorde der British Airways.


Als nächstes auf dem Rundweg folgte eine Boeing 707, allerdings eine besondere: Eine ehemalige Air Force One (VC-137C) aus der Zeit ab 1962, die überwiegend von Präsident Nixon genutzt wurde.


Am Rand dieser "Halle" standen dann auch noch einige Militärmaschinen/Kampfflugzeuge, die bei den vielen großen Ausstellungsstücken fast etwas untergehen.


Als nächstes und auch etwas als Highlight kam dann die allererste gebaute Boeing 747, der Jumbo-Prototyp, mit dem u.a. unzählige Testflüge durchgeführt wurden.


Das besondere an so einem Prototypen ist dabei, dass er ja nie für den Liniendienst gebaut wurde, entsprechend auch nicht die Inneneinrichtung bekam. Konkret heißt das, im Inneren kann man oft die verbaute Technik sehen.
Die damalige Technik funktionierte noch komplett mechanisch mit Drahtseilen (und nicht mit Fly-by-wire, wie heute üblich), die vom Cockpit bis zu den Klappen, Leitwerken usw. gehen. Wegen der Sicherheit sind natürlich alle Systeme mehrfach abgebildet.


Unglaublich, wie viele Leitungen/Drähte da quer und längs durch den ganzen Rumpf gehen und über Umlenkrollen in die Tragflächen verlängert werden! Wirklich beeindruckend...
Außerdem waren natürlich noch die ganzen Messgerätschaften im Rumpf verteilt, ebenso wie eine (später installierte) Luft-Luft-Betankungsanlage im Heck.
Schließlich gab es auch noch einen sehr neuen Dreamliner zu bestaunen, eine Boeing 787. Ein Typ der ganz aktuellen Flugzeugserien.


Schon etwas lustig, dass hier so ein Modell steht, wo doch viele Airlines schon sehnsüchtig auf die Auslieferung warten.
Im Inneren sieht man schon den Unterschied zu den Modellen, die vor mehreren Jahrzehnten entwickelt wurden. Alles ist moderner, aber auch enger als früher. Entertainmentsysteme in jedem Sitz sind ebenso Standard wie überwiegend helle Farben.


Ach ja, natürlich gab es auch noch frühe Modelle der Boeing 727 und der (immer noch aktuellen) Boeing 737 zu sehen, alle Typen kann ich eh nicht auflisten...
Schließlich ging es noch in eine weitere Halle, in der es in zwei Etagen um Militärflugzeuge aus den beiden Weltkriegen ging.


Auch hier gab es wieder zahlreiche Exponate zu bewundern. Bei der größeren Ausstellung vom WW2 bemerkt man sofort die örtlich ganz andere Wahrnehmung der Amerikaner zum Krieg. Hier liegt der größere Schwerpunkt eindeutig auf dem Pazifikkrieg, der ja für uns Europäer eher als "Randerscheinung" stattgefunden hat.


In einem abgetrennten "Schulungsraum" in Form einer Luftfeld-Baracke gibt es regelmäßig Vorträge zu verschiedenen Themen. Als wir zu Besuch waren sprach gerade ein Veteran, der in den letzten Kriegesjahren zur Besatzung eines Bombers gehörte, der über Europa/Deutschland im Einsatz war. Und auch heute noch regelmäßig bei Veteranentreffen in Europa teilnimmt, mit Alliierten und ehemaligen Feinden. Das war am Anschlag neben dem Eingang zu lesen.
Der Raum war gut gefüllt und ich hörte nur einige Minuten an der Tür stehend mit, obwohl ich nicht immer alles so ganz genau verstehen konnte.
Der alte Mann wirkte geistig noch sehr fit, sprach ruhig und sachlich. Nichts war im Stil von "den Nazis in den Arsch treten" usw. zu hören, kein Heldenepos. Sondern vielmehr auch von der eigenen Angst, wenn das Zielgebiet erreicht wurde, man selber unter Beschuss geriet und auch von Mitgefühl beim Abwurf, weil die Besatzung ja selber wusste, dass man nicht nur Produktionsstätten oder militärische Einrichtungen treffen wird, sondern meistens eben auch Zivilisten, oft auch überwiegend eben solche. Obwohl ich nur kurz zuhörte, hat mich der Mann mit seiner reflektierten Art beeindruckt. Ein Brückenbauer, der seinen ehemaligen Gegner die Hand reicht.


Im Obergeschoss war dann noch die Ausstellung zum ersten Weltkrieg, technisch bedingt mit einer überschaubareren Zahl an Exponaten.
So langsam waren wir überall durch und hatten die meisten Sachen gesehen. Die Füße waren langsam etwas schlapp und bei Levi war nun auch die Luft raus. Insgesamt ein großartiges Museum und sicher ein Muss für jeden, der sich nur etwas für Flugzeuge interessiert!
Es war zudem bald 15 Uhr und so machten wir uns dann langsam auf den Weg zum Airport.

Die gefahrene Strecke (etwa 57km):


Der Mietwagen wurde wieder (wie wir es schon von San Francisco kannten) in einem riesigen Parkhaus abgegeben. Jeder Vermieter hat da seinen eigenen Bereich auf diversen Etagen. Bei der Abgabe wurde ein kleiner Sprung in der Scheibe bemängelt. Hatte ich nicht wirklich beachtet und der war sicher auch schon bei der Anmietung dort. Hätte ich laut Mitarbeiterin direkt in San Francisco bemängeln sollen, war aber im Endeffekt auch egal, da ich ja mit entsprechender all-inclusive Versicherung gemietet hatte. Es gab dann den Abgabebeleg, der eine gefahrene Strecke von 2018 Meilen (=3247km) auswies.
Danach halt mit Gepäck zum Shuttlebus und damit zum Terminal. Dann die Check-In Schalter suchen, Gepäck abgeben und noch einmal etwas snacken. Später dann Sicherheitsschleuse (klappte hier zum Glück ganz ohne Theater von Levi), wieder warten und dann irgendwann in den Flieger (Boeing 767 von Condor).


Um 18:50 Uhr war dann der Start. Recht schnell gab es dann Abendessen und wir flogen ja auch in die Nacht hinein. Wie üblich konnte ich nicht wirklich schlafen (wie immer im Sitzen), insgesamt vielleicht 90min. Genia ging es auch kaum anders, nur Levi hat von uns allen mit Abstand am meisten gepennt. Nachdem die Helligkeit am nächsten Morgens zurück kam gab es ein Frühstück und etwas früher als die angepeilten 14:15 Uhr (Flugzeit war mit 10:25h berechnet) landeten wir in Frankfurt.
Müde und schlapp sammelten wir unser Gepäck ein und gingen zum Bahnhof. Zum Glück mussten wir nicht lange warten. Nach weiteren gut 3h Zugfahrt kamen wir dann abends am heimatlichen Hauptbahnhof an. Prompt vergaß ich meinen Rucksack im Zug.
Diesen Rucksack, den ich in den letzten 18 Tagen fast täglich durch die Gegend trug und dort immer Sonnencreme, Trinken, etwas zu Essen, Reiseführer, Kappe und meine Sonnenbrille hatte. Habe den Verlust natürlich online gemeldet aber nie wieder etwas davon gehört.
Ärgerlich war das in erster Linie wegen meiner Sonnenbrille in Sehstärke. Nunja...
Das letzten Stück mit der Stadtbahn war dann auch schnell gemacht und bald kamen wir erschöpft daheim. Was für ein Ritt, was für eine Reise....

Alle Fotos dieses Tages gibt es hier zu sehen.

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