Donnerstag, 22. März 2018

USA 08/17 - Tag 15

USA-Westküste - August 2017

Tag 15 - Regenwald und menschenleere Küsten



Freitag, der 25.08.

An diesem Tag stand für uns noch einmal der Olympic-Nationalpark auf dem Programm, wir wollten ganz in den Westen in einen (gemäßigten) Regenwald, welches es hier noch recht zahlreich gibt.
Wir entschieden uns für den Hoh Rain Forest, benannt nach dem gleichnamige Fluss, der wiederum seine Namen von einem indianischen Stamm hat.
Direkt nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg, wir folgten zunächst einem "alten Bekannten" dem US Highway 101, auf dem wir schon einige Male unterwegs waren.
Wir kamen am Lake Crescent vorbei, an dem wir baustellenbedingt einen etwas längeren Stopp einlegen mussten. Machte aber nichts, war unsere "Zwangspause" doch landschaftlich wunderschön gelegen.


Irgendwann ging es aber weiter und nach knapp 140km Fahrt kamen wir an den Abzweig zum Hoh-River. Schon vorher war der Verkehr sehr überschaubar, auf dieser Sackgassenstraße war nun fast gar nichts mehr los. Wir fuhren längere zeit durch vollkommen menschenleeres Gebiet, traumhaft schöne Wälder (hier gibt es fast nichts anderes) am Fluss entlang.
Zum perfekten Bild fehlte eigentlich nur noch ein Bär, der im Wasser nach Lachsen fischt. Sahen wir dann doch nicht, es hätte uns aber wirklich nicht gewundert. Was für ein wunderschönes Fleckchen Erde hier...


Am Regenwald angekommen schauten wir natürlich kurz am Visitor-Center vorbei, u.a. auch wegen den Toiletten. Danach schauten wir uns einige Infotafeln an, die über die verschiedenen Wege durch den Wald informieren. Wieder gab es natürlich auch die Informationen zu verschiedenen Wildtieren und das hier ein Hundeverbot herrscht. Das liegt daran, dass wir uns hier in Bären- und Pumagebiet befinden! Es gab auch die warnenden Hinweise, dass beide Arten auch in der aktuellen Woche schon im Wald von Rangern gesehen wurden und man doch bitte auf den Wegen bleiben solle.
Nachdem wir uns eine Route ausgesucht hatten, machten wir uns auf den Weg.


Das der Begriff Regenwald hier durchaus angebracht ist, liegt an den (für gemäßigte Zonen) enormen Niederschlagsmengen von 3600-4200mm/Jahr. Das heimische "Regenloch" Bielefeld schafft (durch die Lage im Teutoburger Wald) nur rund 1/4 davon (und das reicht auch schon!).
Durch diese Wassermengen ist hier ein regelrechter Riesenwuchs bei den Pflanzen entstanden. Viele der Baumarten erreichen hier Höhen wie nirgends sonst in ihrem Verbreitungsgebiet.
So wachsen Riesen-Lebensbäume, Sitka-Fichten, Hemlocktannen und Douglasien, die hier alle bis über 70m hoch werden, einzelne Arten sogar über 90m!


Durch die hohe Feuchtigkeit wächst auch überall sehr viel Moos an den Bäumen, welches teilweise wie Gardinen oder Spinnenweben herunter hängt.
Ein ganz besonderer Bereich in dieser Hinsicht ist die Hall of Mosses. Traumhaft schön...


Zudem hatten wir an diesem Tag, genau wie am Vortag auch schon, richtiges Wetterglück. Es war trocken, sonnig und warm statt verregnet, wie es hier üblicherweise ist.
Nach diesen tollen Eindrücken machten wir uns so langsam wieder auf den Rückweg zum Wagen.


Als nächstes wollten wir natürlich wieder noch etwas zum Meer. Die Wälder hier reichen meist bis direkt an die Küstenlinie und durch die sehr geringe Bewohnerdichte sind die meisten Küstenabschnitte recht einsam.
Auf dem Weg zurück kamen wir dann erneut durch Forks, ein eher verschlafenes Nest, welches durch die Twilight-Verfilmungen bekannt wurde. Das hat sich hier zu einem richtigen Film-Tourismus entwickelt. Interessierte uns persönlich aber nun nicht wirklich.
Aber kurz hinter dem Städtchen war unser Abzweig zum Rialto Beach.


Am Parkplatz am Ende der Stichstraße stand noch ein anderes Auto und ein Wohnmobil, ansonsten war nichts zu sehen. Nur die Brandung war zu hören und als wir über die kleine Düne gingen konnten wir in beide Richtung nur Küstenlinie mit Wald im Hintergrund sehen. Wow.
Überall am steinigen Strand lagen Unmengen an Treibholz herum, was hier offensichtlich ständig in großen mengen angespült wird. Und damit sich nicht kleine Äste gemeint, nein, ganze Baumstämme lagen hier in großer Zahl herum. Entsprechend wurden überall schon kleine Hütten u.ä. gebaut. Unser kleines Strandhaus war also schnell gefunden! ;-)


Wir gingen ein ganzes Stück den Strand entlang, Levi sammelte begeistert riesige Seetang-Reste ein, die er gleich im Spiel zu Schlangen umwandelte. Und natürlich mussten unzählige Steine ins Meer geworfen werden, klar.


Die Nase im Wind, trotzdem nicht zu kalt und herrlich zum Runterkommen, ein weiteres tolles Fleckchen Erde ziemlich abseits der üblichen "Touristenströme" vom Anfang unserer Tour in Nevada und auch Kalifornien. Unsere lange Reise hat nun langsam Richtung Ende deutlich an Tempo verloren und das erschien uns gerade genau richtig.


Nachdem wir eine ganze Weile hier am Strand waren machten wir uns wieder auf den Weg. Es gab noch ein weiteres Küstenstück, an dem wir einen Stopp einlegen wollten.
Das Ziel war die Clallam Bay im Norden der Olympic Peninsula, gute 60km entfernt.
Dort angekommen war direkt der ganz andere Charakter dieses Küstenabschnitten zu sehen. Weniger wild, dafür nun mit Sandstrand und deutlich weniger Treibgut.


Auch hier gingen wir eine Weile am Meer entlang, beobachteten die Möwen, die sich um Fischreste stritten und sich auch dabei nicht von Levi fangen lassen wollten.
Dieses Stück Küste war deutlich zahmer, aber genauso leer und in diesem Moment für uns ganz alleine. Eins der Häuser etwas abseits am Waldesrand hätte uns definitiv gefallen!


Ein ganzer Tag nur großartige Natur ohne viele Menschen! Ein toller Tagesausflug.
So langsam mussten wir aber wieder zurück, die Sonne hatte es inzwischen nicht mehr weit bis zum Horizont. Zurück waren es noch knapp 110km, die wir nun größtenteils an der Küste oder in der Nähe eben dieser entlang fuhren.


Einmal überquerte mitten in einem Örtchen noch eine ganze Rehfamilie die Straße zwischen den Autos. So wirklich aufgeschreckt wirkten weder Wild noch Autofahrer, sowas ist hier wohl nicht so unüblich.

Zurück am Hotel fanden wir dann unser Zimmer liebevoll aufgeräumt vor. Am Morgen hatte ich noch etwas Kaffee/Kakao von der Rezeption geholt, weil nicht so viel in der kleinen Zimmerküche vorhanden war, nun war alles bestens aufgefüllt. Auch so einige Leckerlis für Levi und Obst waren nun bereit gestellt. Und Juniors Kuscheltiere lagen auch schön zugedeckt in seinem Bett.
Wir haben uns sehr über diesen Service gefreut.

Es folgte nun noch unser Abendessen, der Gang in die Dusche und schließlich entspannten wir den Rest des Abends und schliefen später zufrieden ein....

Die Tagestour (etwa 416km) und das Höhenprofil:


Alle Fotos dieses Tages gibt es hier zu sehen.

Montag, 19. März 2018

USA 08/17 - Tag 14

USA-Westküste - August 2017

Tag 14 - Auf die Olympic Halbinsel



Donnerstag, der 24.08.

An diesem Tag war die Olympic Halbinsel, ganz im Nordwesten der USA, unser Tagesziel.
Aber als erstes wollten wir nach dem frühstück und dem Zusammenpacken doch nun endlich  mal einen "gescheiten" Zug aus der Nähe sehen. Gehört haben wir ja hier am Ort schon genügend.
Also fuhren wir zunächst einfach mal Richtung Zentrum von Chehalis und schon bald fanden wir mehrgleisige Bahnübergänge.
Just als wir einen Parkplatz in der Nähe fanden, fuhr auch schon ein Zug durch. Leider etwas spät für uns und daher beschlossen wir, einfach etwas zu warten. Ein paar Meter weiter war zudem ein weiterer Bahnübergang, hier war also ein Abzweig einer Bahnlinie.
Während wir warteten, schauten wir uns einige Trucks an, die hier herum standen (ein Foto stammt noch vom Vortag). Die LKWs haben hier schon teilweise gewaltige Dimensionen, unterliegen sie doch keinen (?) so strengen Längenbestimmungen wie das bei uns der Fall ist. Daher sind die meisten Trucks auch Langhauber, die es bei uns inzwischen kaum noch zu sehen gibt.


Auf den Fotos zu sehen sind ein Peterbilt 379, ein alter International und zwei Kenworth.
Während wir so schauten ertönten dann plötzlich die Glocken am ersten, breiteren Bahnübergang und endlich sollten wir unseren Zug aus der Nähe sehen. Und was dann dort ankam, war schon ganz ordentlich!

Ein Güterzug der Union Pacific, bei dem 4 Loks vorne weg zogen. Das wird bei uns nicht gewmacht, da hört es mit maximal 2 Loks auf. Hier hingegen können es auch noch deutlich mehr werden, in der Wüste von Nevada hatten wir nahe Las Vegas lange Zeit einen Zug begleitet, der vorne 6 Loks hatte und mittendrin noch eine weitere.
Zurück zu diesem Zug, vorne weg also zwei EMD SD70M (3200kW/4400PS, 185t) und zwei weitere GE AC4400CW (3280kW/4460PS, 193t).
Nach den Loks bestand dieser Zug dann aus 99 (!) Waggons, größtenteils doppelstöckig mit Containern beladen. Es dauert fast 2,5min, bis der ganze Zug vorbei war.


Das war schon ein Erlebnis und das Warten hatte sich gelohnt!
Es ist ja nun einfach so, dass sich sowohl die LKWs als auch die Züge in den USA deutlich von den heimischen Modellen unterscheiden.
Nachdem dieser Punkt nun abgehakt war, machten wir uns nun endlich auf den Weg. Die Strecke führte uns zunächst zur Hauptstadt des Staates WashingtonOlympia und von dort dann direkt auf die gleichnamige Peninsula.
Über längere Zeit fuhren wir dann am Hood Canal entlang, einem fjordartigen Seitenarm des Puget Sound. Traumhaft schöne Fahrt, links immer Berge und Wälder, rechts von uns der Meeresarm, in dem die Sonne glitzerte. Zeit für eine Pause!


Wir parkten am Straßenrand und setzten uns zunächst an einen Holztisch, tranken und aßen etwas. Danach schauten wir uns Richtung Wasser um und genossen die Sonne mit der Aussicht auf  Austernbänke. Kurz darauf wurden wir allerdings vertrieben, da wir (unbemerkt) auf einem Parkground für Wohnmobile unterwegs waren und das hier somit Privatgelände war.
Nun gut, wir wollten eh weiter.

Am frühen Nachmittag kamen wir dann an unserem Zielort Sequim im Nordosten der Olympic-Halbinsel an. Wir wollten nicht zu weit auf die Halbinsel fahren, da unser nächstes Ziel dann schon Seattle sein sollte. Zudem liegt Sequim im Regenschatten der Berge, so dass hier sehr viel trockener ist als im Inneren der Halbinsel (die zu den regenreichsten Gebieten der USA gehört).
Unser Quartier war das Great House Motel, ein von einer japanisch-stämmigen Familie betriebenes Hotel.
Da es ja noch früh am Tag war. machten wir uns nach dem Einkaufen dann auch noch einmal auf den Weg, wir wollten noch etwas in den Nationalpark und die Berge. Als nahe liegendes Ziel bot sich die Hurricane Ridge am Ende einer Zufahrtsstraße von Port Angeles an.
Vom Hotel waren es knapp 60km, also rund eine Stunde Fahrt. Zunächst etwas durchs Hinterland, dann ging es zur Strait of Juan-de-Fuca mit den schon bekannten herrliches Ausblicken über das Wasser. Die zweite Hälfte der Strecke begann am Ortsausgang von Port Angeles, von hier an ging es dann hoch in die Berge. Bis zum Ziel auf dem Bergkamm waren knapp 1600 Höhenmeter zu überwinden.
Oben wurden wir mit herrlichem Sonnenschein empfangen und wir gingen einen der Wanderwege durch die heideähnliche Landschaft bis zu einem Aussichtspunkt, von dem man rüber nach Vancouver Island (das ist schon Kanada) blicken konnte.


Auch auf der anderen Seite gab es schöne Ausblicke über die bergige Landschaft. Hier auf der Halbinsel hoch im Norden der USA liegt die Baumgrenze auf etwa 1500-1600m, also in etwa auf unserer Höhe. Entsprechend geht das Landschaftsbild so langsam ins hochalpine über.
Danach gingen wir noch zum Visitor-Centre, in dem es auch einen Shop gab.

Hier fand Levi ein neues Kuscheltier (einen Olympic Fisher, eine Fischmarder-Unterart, die es nur hier gibt), welches er sofort in sein Herz schloss. Bis heute ist das immer mit auf seinem Kopfkissen im Bett. Daneben gab es gute T-Shirt-Angebote, so dass wir auch unseren Kleiderschrank noch etwas füllen konnten. Bisher kamen wir nur bedingt zum Shopping, besonders zum Hosenkauf kam ich leider bisher noch nicht.
Hier oben hatten wir alles gesehen, so sollte es wieder runter zum Meer gehen.
Vorher hatten wir schon im Reiseführer gelesen, dass von den Häfen hier überall Walbeobachtungsfahrten angeboten werden. Rund um Vancouver Island gibt es große Populationen von Schwertwalen und so entschlossen wir uns spontan, so eine Tour zu buchen!
Ich öffnete also bei Google-Maps und suchte nach Whale watching und bekam schnell einige Anbieter angezeigt, eine davon war Island Adventures.
Es war kurz vor 17 Uhr, um 18 Uhr sollte es eine 2-stündige Tour starten, das klang doch super! In rund 30min. sollten wir wieder unten am Meer sein, also flott direkt online gebucht und die 111$ per Kreditkarte bezahlt.


Wir fuhren also los und waren dann gegen 17:40 Uhr am Hafen von Port Angeles.
Ich hatte hier dann eigentlich irgendwo Schilder erwartet, wir fanden aber keine. Nach zwei Runden im überschaubaren Hafengebiet hielt ich an und schaute in die Bestätigungsmail nach einer Adresse. Die kopierte ich rüber nach Google Maps, dort wurde sie auch gefunden, allerdings nicht hier in Port Angeles.
Nochmal ein Blick in die Bestätigung und der Schock: Die angezeigte Adresse war richtig, lag aber in La Conner, über Brücken und Fähren etwa 150km entfernt.
Also die Webseite geprüft und nun sah ich es auch. Der Anbieter hat auch Touren von hier aus, aber halt auch von diversen anderen Häfen, je nach Art und Zeitpunkt der Tour. Das hatte ich schlichtweg nicht gesehen.
Einige Minuten ärgerte ich mich schwarz über meinen Fehler und das teure Lehrgeld, denn genau jetzt fuhr unser Schiff wohl in La Conner los. Kostenlose Stornierung bis 24h vor Abfahrt, damit war die Sache wohl leider durch.


Nun gut, nütze ja nichts, also suchten wir uns für den frühen Abend noch ein anderes Ziel und beschlossen, zum Dungeness County Park zu fahren. Etwas durch bewaldete Dünen spazieren und aufs Meer schauen würde mich sicher wieder beruhigen.
Von Port Angeles aus waren es nur rund 25km bis zum Ziel und der ungeplante Abstecher sollte sich lohnen. Wir fuhren durch Dünenlandschaften und fanden nahe der Küste einen Parkplatz. Direkt nebenan lagen freie Campingplätze und es waren kaum Menschen unterwegs.
So spazierten wir durch kleine Wäldchen und Büsche über weichen Sand, immer das Rauschen des Meeres im Ohr und regelmäßig schönen Ausblicken.


Nach diesem feinen Abstecher hatte ich mich in der Tat wieder beruhigt und so fuhren wir alle entspannt in der aufkommenden Dunkelheit zurück nach Sequim.
Ausgerechnet hier oben im "Regenloch" Olympic Peninsula hatten wir strahlenden Sonnenschein auch am Meer, das war uns bisher bei unserer Fahrt am Pazifik entlang nicht vergönnt.
Wir kamen im Dunklen im Hotel an und nach dem Abendessen war Duschen und Entspannen angesagt. Auch ohne Wale hatten wir wieder viele schöne Sachen gesehen.

Die Tagestour (etwa 340km) und das Höhenprofil:


Alle Fotos dieses Tages gibt es hier zu sehen.