Montag, 11. Januar 2010

Motorradurlaub - Alpen 08/2008

Nachdem Daniel und ich letzes Jahr doch gewisse Schwierigkeiten hatten, zusammen mit dem Autozug anzureisen, sollte dieses Problem für den 2008er Sommer durch zeitiges Buchen vermieden werden. 
So schauten wir direkt am Anfang des Jahres, als klar war das wir wieder gemeinsam los wollen, nach geeigneten Verbindungen und Terminen. Es sollte dieses Mal in die franz. Alpen gehen! 
Da ich so eine Tour 2004 schon mit Frank B. von/ab München gemacht hatte war schnell klar, dass auf diese Art sehr viele und lange Transits anstehen würden. Also entschlossen wir uns, das neu ins Programm genommenen Autozug-Terminal in Alessandria als eine Station zu wählen. 
Diese Stadt liegt im Piemont genau im Dreieck Turin/Mailand/Genua und in einer lockeren Tagestour ist das Grenzgebiet Italien/Frankreich zu erreichen. 
Gleichzeit kam bei uns beiden die Idee auf, auch endlich einmal das Hornet-Treffen zu besuchen. So kam es terminlich wunderbar hin, beides zu kombinieren: Erst zum Treffen nach Witzenhausen bei Kassel und von da direkt in den Urlaub. 
Da wir eh schon in Hessen sein werden, wählten wir (statt alternativ Düsseldorf) Neu-Isenburg bei Frankfurt als Abfahrtsort. Da die Zugstrecke von dort auch kürzer ist wird es natürlich auch gleich billiger. 
Schnell waren also die Termine gefunden und wir machten uns zeitgleich (per Chatkonferenz) an die Buchung. Da wir beide ADAC-Mitglieder sind konnten wir auch deren Aktionscode nutzen, welcher pro Buchung 10€ Ersparnis brachte. Somit buchten wir also für die maximale Ersparnis beide separat und auch die Fahrten einzeln. Für 228€ hatten wir also unsere Tickets. 
Ab da begann dann das Warten.... Einige Zeit davon verbrachte ich mit Vorplanung der Strecken, was am Ende des Winters auch schon viel Spaß machte! Letztes Jahr nutze ich mein Navi eigentlich nur zur An- und Abreise sowie zum Tracken der Route, diesen Sommer wollte ich die Strecken möglichst schon vorplanen. Nicht, weil es wirklich nötig ist, aber weil es das Fahren doch deutlich erleichtert und zudem viel Spaß macht! 

Hier ist das noch das gesamte Fotoalbum der Tour, folgend die Bilder als Diashow:


Anmerkung:
Die täglich angegebene Fahrzeit und Durchschnittsgeschwindigkeiten sind Daten meines digitalen Fahrradtachos (Sigma BC1200). Es sind reine Fahrdaten, also sind keine Pausen bzw. Fahrstopps (z.B. rote Ampel) enthalten!


Sonntag, der 10.08.

Der Urlaub begann mit dem Hornet-Treffen, von dort fuhren wir direkt zum Autozug nach Neu-Isenburg (bei Frankfurt/Main). Zunächst ging es durch den Kaufunger Wald, wir querten die A7 und begaben uns in den Vogelsberg. Dort fuhren wir (bei regnerischem) Wetter ein Teil des Schottenrings, eine wirklich nette Strecke. Da wir zeitlich wegen des späten Aufbruchs etwas im Verzug waren und dazu bei den feuchten Straßen das Fahren nicht unbedingt der absolute Bringer war, kürzten wir die weitere Route um den Schlenker durch den Spessart ab und nutzten ab der nächsten Kreuzung mit dieser die Autobahn. So kamen wir trotz Daniels "Zustand" und kleineren Verwirrungen am Hanauer Kreuz pünktlich zur Verladung der Moppeds am Autozug-Terminal an. Das war dann auch schnell geschehen und so tranken wir schon Mal die ersten Ankommbierchen (für Daniel eher Konterbierchen) am Bahnsteig, bis unser Zug aus Düsseldorf ankam.
Nach der Ankunft suchten wir unsere Plätze. Wie sich herausstellte, hatten wir Glück mit dem Abteil und während der Fahrt definitiv die beste Truppe, die ich bisher in einem Zugabteil hatte!
Ein Paar aus Thüringen, welches mit einer fetten Harley Davidson E-Glide durchs nördliche Italien wollte (er war HD-Händler) und noch ein Typ aus Bonn, welcher mit einer 6-köpfigen "Männergruppe" in den späten 40ern nochmal auf große Fahrt ging.

  

Da das Wetter zunehmend besser wurde, hatten wir während der Fahrt die ganze Zeit das Fenster auf und so wurde unser Abteil zur Raucherzelle, was uns weitere Bekanntschaften aus dem Abteil der Rheinländer bescherte. Nach einem traumhaften Sonnenuntergang gab's noch ein kleinen Tütchen, was der Nachtruhe sehr zuträglich war.

Die Tagestour ging über 304,48 km (3h48:54 min - Ø 81,08 km/h):




Montag, der 11.08.

In Alessandria angekommen machten wir uns nach dem Entladen und dem Verabschieden unserer Mitfahrer sogleich auf den kurvigen Weg Richtung Riviera. Vorher gab's noch einige feine Wagen zu sehen: Eine "Göttin" (Citroën DS Cabrio) und auch einen Lamborghini. Hierbei waren wirklich alle italienischen Bahnmitarbeiter mit vollem Einsatz bei der Arbeit, um die Flunder heile vom Wagen zu beklommen. Mindestens 6 Einweiser gaben gleichzeitig ihr Bestes!

   

Auf dem Weg in den Süden fuhren wir anfangs durch sachte hügeliges Gelände. Später wurde es deutlich gebirgiger und auch zunehmend wärmer. Da ich bei diesem Urlaub auch wieder meine kleine VideoCam am Start hatte, ließ ich diese natürlich auch schon mitlaufen:




Richtig warm wurde es schließlich, als wir die Berge verließen und uns der Küste näherten. Leider war der ausgesuchte Campingplatz (direkt am Meer) ausgebucht. Wir bekamen einen "Tipp" für einen anderen Platz, etwa 20km landeinwärts bei Isolabona. Zunächst suchte ich mit Hilfe des Navis aber einen anderen Platz, der nicht so weit im Hinterland war, dummerweise schien dieser nicht wirklich zu existieren.
Wieder Zeit verloren und noch keine Basis gefunden. Da Urlaubszeit war mussten wir damit rechnen, dass die anderen Plätze in Meeresnähe auch wohl ausgebucht waren, außerdem ist die Küste dicht besiedelt und bei etwa 30° durch Innenstädte zu fahren hat auch nicht so den Reiz. So fuhren wir dann doch zu dem Platz vom erhaltenen Prospekt des ersten Platzes. Man will ja auch mal ankommen. Dieser entpuppte sich im Nachhinein als Fehlgriff: Schlechter Boden (das sollte sich noch rächen!), bescheidende Ausstattung und derbe saftige Preise!
Das erfuhren wir natürlich erst bei der Abreise, etwas blauäugig nutzen wir die Möglichkeit des Anschreiben lassens.

   

Aber der Reihe nach: Der Platz war schon gut gefüllt, so blieb nur ein schattenloses Gelände Richtung Straße, welches zudem recht steinig war. OK, die Sonne störte nicht lange, sie versteckte sich zeitig hinter den Bergen. Also aufbauen und entspannen. Im Kühlschrank/Reception der Bar gab's kaltes Bier in 0,66l-Flaschen. Später sprangen wir noch kurz in den feinen und recht großen Pool (Schwimmzeit war eigentlich schon beendet), danach ging's zur Bar, wo kleine Speisen angeboten wurden. Die Wahl zwischen Pommes, Salat und Spaghetti fiel auf letzteres, danach noch 2 Bierchen und der Abend konnte ausklingen.

Die Tagestour ging über 351,65 km (6h31:35 min - Ø 54,88 km/h):




Dienstag, den 12.08.

Da wir nun woanders gelandet waren als ursprünglich angedacht war die vorgeplante Tagestour natürlich nur bedingt nutzungsfähig, zumindest in der ursprünglich gedachten Form. Allerdings führte die Route auch an unserem Campingplatz vorbei, somit konnte die Tour fast wie geplant gefahren werden, nur war der Startpunkt halt jetzt mittendrin.
Nach ein wenig Herumgeklicke auf meinem TomTom war die Route angepasst und es konnte losgehen. Am Anreisetag konnten wir schon feststellen, dass viele der Nebenstraßen über die Berge doch extrem klein und eng waren, so dauerte die Tour doch deutlich länger als gedacht (Schnitt von unter 50 km/h!). Machte aber nichts, sie war zum Glück nicht so ewig lang.
Wir fuhren zunächst ostwärts durch die Berge, um dann später die Küste entlang zu fahren. So kamen wir durch San Remo und fuhren weiter bis nach Frankreich. In Menton bogen wir ab und machten uns wieder auf den Weg in die Berge, der legendäre Col du Turini stand noch auf dem Programm!

   

Die Straßen rund um diesen Klassiker der Rallye Monte Carlo sollten uns nicht enttäuschen! Atemberaubende Kurven schlängeln sich durch die Berge, die steil in die Höhe gehen. Zwar sind die absoluten Höhen (Passhöhe 1607m) wenig beeindruckend, aber hier fangen sie halt auf Meereshöhe an!
Egal welche Straße genommen wurde, es windete sich wie ein Lindwurm um die Berge, einfach toll! Selbstredend wurden diese tollen Strecken auch wieder gefilmt:







Auf dem Rückweg kauften wir noch etwas flüssige Abendverpflegung und machten Station an einer Pizzeria in Isolabona, danach war der Tag auch schon fast vorbei.

  

Nach dem Essen auf dem Campingplatz angekommen hatten wir einen neuen Nachbarn mit Suzuki DR600 und Westerwälder Kennzeichen. Wie sich herausstellte, wohnt Carsten (so sein Name) aber schon länger in Südfrankreich (KFZ-Meister an einem BMW-Testgelände) und will die kommenden knapp 2 Wochen einige Enduropisten abfahren. Los sollte es am nächsten Tag auf der Ligurischen Grenzkammerstraße gehen. Die Umgebung um den Bonette sollte auch noch folgen, so bestand sogar die Möglichkeit, sich noch einmal zu treffen.
Dazu sollte es dann aber doch nicht kommen, wäre auch schon ein derber Zufall gewesen. Wir tauschten uns also am Abend bei einigen Bierchen noch schön aus...

Die Tagestour ging über 254,93 km (5h14:27 min - Ø 49,62 km/h):


 

Mittwoch, der 13.08.

Dieser Tag stand im Zeichen des Transits. Doch vor der Abfahrt sollte noch der Preisschock kommen! Wir nutzen ja das "Angebot" des Anschreibens, jetzt wurde auch klar, warum das so gerne gemacht wurde. Die Pasta des Vorabends schlug mit satten 12€ zu buche (einen Teller Spaghetti wohlgemerkt!), die Flasche Bier kostete 5€ und pro Nacht und Nase waren gute 14€ für den Platz fällig. Donnerwetter! An unserem ersten Platz direkt am Meer wurde anscheinend nicht nur der Prospekt weiter gegeben, sondern auch die Preise...
Wir fuhren weiter zu unserer nächsten Basis nach St.-Julien-du-Verdon am Lac de Castillon. Die Fahrt dorthin führte uns am südlichen Alpenrand mit gewissem Abstand zur Cote d'Azur entlang, um dem Verkehr, Trubel und der Wärme der Küste zu entgehen. Dort befuhren wir zahlreiche kleine Pässe und Schluchten, um dann schließlich die Gorges du Verdon zu umrunden.

  

Durch die Erfahrungen der ersten Tage (viele sehr kleine und enge Straßen) verkürzten wir die Route etwas und wichen so auf einige Hauptstraßen aus. Diese sind im franz. Hinterland immer noch landschaftliche reizvoll und schön zu befahren. Die Verdonschlucht ist immer wieder großartig und der Streckenverlauf außen herum klotzt mit phantastischen Aussichten. Leider ist das kein Geheimnis und entsprechend ist das Verkehrsaufkommen.







Nachdem wir eine der größten Schluchten Europas umfahren hatten ging es weiter nördlich zu unserem nächsten Campingplatz in St.-Julien. Der Ort war sehr schnuckelig, aber doch kleiner als erwartet, so mussten wir den See entlang nach Norden in die nächste Stadt (7 km) zum Einkaufen fahren. Dafür gab's dort dann aber auch einen richtigen Supermarché.

  

Durch die Erfahrungen der letzten Preise auf dem Platz besorgten wir uns dort dann auch gleich unser Abendbrot samt Nachschub für den Flüssigkeitshaushalt, statt die Snack-Bar des Campings zu besuchen.
Wir schauten uns kurz noch den Ort an und beendeten den Tag mit ein paar Bierchen vorm Zelt.

Die Tagestour ging über 323,95 km (5h37:38 min - Ø 58,61 km/h): 




Donnerstag, der 14.08.

An diesem Tage sollte es mal richtig in die Höhe gehen! Eine große Schleife Richtung italienische Grenze über den Bonette/Resteford stand an. Wir fuhren also morgens zeitig los und hielten uns zunächst an kleinere Straßen südl. der N202, überfuhren einige kleinere Pässe um dann durch diverse phantastische Schluchten (Gorges infres du Cians, Gorges supres du Cians und Gorges de Valabres) um über das Dach unserer Tour zu fahren.
Daniel hatte angesichts des recht jungen Asphalts das Bedürfnis etwas (mehr) Gas zu geben und ich wollte mir endlich mal die Ruinen des Camp des Fourches auf halben Wege anschauen. Oben angekommen traf ich Daniel dann wieder, der sich schon fast ein wenig Sorgen machte, weil ich doch etwas arg lange brauchte. Er hat meinen Stopp während der Auffahrt nicht mitbekommen.

  

So langsam bedeckte es sich und wir sahen zu, dass wir wieder ins Tal kamen. Etwa 200 Höhenmeter tiefer kamen wir an den Überresten der Casernes de Restefond an und überlegten kurz, uns hier unterzustellen und den einsetzenden Regen abzuwarten.
Da der Wind aber ordentlich blies fuhren wir schließlich doch weiter, was sich als richtige Entscheidung herausstellte. Nach wenigen Tropfen war es auch wieder vorbei mit Niederschlag.



Von Jausiers ging's weiter nach Barcelonette (inkl. Tankstopp) und von dort Richtung Col d'Allos. Die Alternative dazu (den Col de la Cayolle) hatte ich schon 2004 zweimal befahren, daher ging es diese Mal über die westlichere Route. Wir folgten ein Stück dem Lauf des Verdon um dann in Colmars abzuzweigen und über den Col des Champs zu fahren.

  

Eben diesen Pass hatten wir 2004 fahren wollen, ihn aber dann (von der östlichen Seite kommend) irgendwie nicht gefunden! Von Westen her (und mit genauen Anweisungen des Navis) hat es diese Mal geklappt!
Nach dem Pass kamen wir durch das malerische Dorf Guillaumes mit seiner wunderschönen Kulisse und von dort fuhren wir durch die Gorges de Daluis und über die N202 zurück zu unsere Basis nach St.Julien.





Wieder am Campingplatz angekommen bemerkte ich an der Reception ein kleines "Internet-Café" (eigentlich einfach nur ein Notebook an einem Tisch), so konnte ich noch kurz ohne Handy Kontakt mit der Heimat aufnehmen. Danach ging es wieder zum großen Supermarkt um uns zu verpflegen.

Die Tagestour ging über 363,95 km (6h06:29 min - Ø 60,33 km/h):




Freitag, der 15.08.

Es stand der nächste Transittag an. Es sollte durch die Provence bis in die Gegend südl. von Grenoble gehen. Ursprünglich war (mal wieder, wie 2006 auch!) die Überquerung des "Riesen der Provence" - der Mont Ventoux - angedacht. Zunächst sprachen aber 2 Argumente dagegen: Mein Reifen sah inzwischen eher wie Kojak's Glatze aus und außerdem war die ursprüngliche Streckenplanung mit über 400km doch auch etwas "großzügig" angelegt. So strichen wir den Ventoux aus der Route, da das doch einen stattlichen Umweg bedeutet hätte.
Wie sich später noch herausstellte, wäre es wohl eh dazu gekommen, in der Provence war es nämlich schon in den flacheren Gebieten derbe windig bis stürmisch und der Berg hat seinen Namen ja nicht umsonst, so dass ein Überquerung wohl nicht anzuraten gewesen wäre.
Wir bauten also ab und verließen diesen netten Campingplatz. Im Gegensatz zur ersten Basis war es hier nämlich sehr fein und auch preislich deutlich günstiger!

  

Wir fuhren recht zügig gen Westen und überquerten zeitig bei La Brillanne die Durance. Kurze Zeit später waren wir unverkennbar in der Provence: Überall duftete es nach Lavendel, wir waren wohl mitten in der Erntezeit. Einige Felder waren schon abgeerntet, andere noch nicht und regelmäßig trafen wir auf Lavendeltransporte, die natürlich noch viel intensiver dufteten als die Felder.
Daniels Fall war das nicht so ganz, er wurde als Kind regelmäßig mit Lavendelsäckchen im Kleiderschrank beglückt, was wohl zu einer Übersättigung des Duftes geführt hat.
Kurz hinter Sault fuhren wir dann an der Gorges de la Nesque entlang, die sowohl (wie üblich) landschaftlich wie auch fahrerisch toll war! Durch unzählige Kurven schlängelt sich die gut ausgebaute Straße an der Schlucht entlang, aber im Gegensatz zur Verdonschlucht ohne die Blechlawine! Absolut klasse....



Die Zufahrt zum Mont Ventoux ließen wir dann wie geplant östlich liegen und fuhren weiter nach Norden - leider auch immer mehr ins schlechte Wetter hinein. Schnell war die Wärme der Provence verflogen und die Regenwolken nahmen immer mehr zu. Passend zu unserer Ankunft in St.-Martin-de-Clelles fing es dann auch an zu regnen, nebenbei hatte es sich auch empfindlich abgekühlt!
In aller Eile bauten wir das Zelt auf und schafften das auch noch einigermaßen trocken.
Der Campingplatz lag sehr nett in einigen Terrassen in einem Kiefernwald und wurde wohl von einigen recht jungen Leuten geführt. Wirklich ein nettes Fleckchen, leider wirkte das im Regen nicht so richtig.
Wir gingen zur Bar runter an den Pool und bekamen dort Spaghetti Bolognese angeboten. Böse Erinnerungen an den ersten Platz folgten kurz, aber dieses Mal erfuhren wir sogar den Preis ohne Nachfrage: Für 6€ bekommen wir die und zwar im Sinne von "all you can eat"!
Schnell war der erste Teller verdrückt und das Bierchen getrunken, kam auch schon der Nachschlag. Der 2. Teller war dann sogar voller als der erste und ich musste kurz vor Schluss kapitulieren...
Da unser Sitzplatz draußen in der Kälte war, blieben wir nicht noch länger, obwohl ein kleines Konzert in der Bar angesagt war. Wir nahmen also noch ein paar Bierchen mit und gingen durch den inzwischen recht starken Regen zurück zum Zelt. Gerade als wir es uns etwas gemütlich gemacht hatten (inkl. einkuscheln in die Schlafsäcke wegen der Kälte) rächte sich dann der steinige erste Campingplatz: Durch den Zeltboden drang Wasser ein!

  

Auf Daniels Seite war der äußere Rand des Zeltes abgesoffen, natürlich lagen auch ein paar Klamotten in der Pfütze! Mit kleiner Notbeleuchtung und jeder Menge Klopapier legten wir die Seite trocken und verklebten daraufhin diverse Teile des Bodens mit Gaffa-Klebeband, welches zum Glück für alle Fälle (eigentlich unterwegs) im Tankrucksack zur Hand war! Wir hatten Glück und es blieb daraufhin trocken, auch weil es im Laufe der Nacht mit dem Regen besser wurde.
Angesichts der Wetterlage und meines eh schon verschlissenen Hinterreifens beschlossen wir am nächsten Morgen unsere Sachen zu packen und gleich weiter zu fahren. Die ursprünglich geplante folgende Tagestour sollte uns über winklige Straßen mit vielen kleineren Pässen führen, die bei dem Wetter (und auch Temperaturen) wohl nur sehr bedingt Spaß bringen würden.

Die Tagestour ging über 355,56 km (5h19:05 min - Ø 67,77 km/h):




Samstag, der 16.08.

Eine gute Nachricht gab es direkt beim Wach werden: Es regnete nicht. Nass genug war es aber trotzdem. Also wie geplant alles verpackt und los. Daniels Sachen waren natürlich noch nicht getrocknet, so musste das wohl während der Fahrt passieren. Keine besonders gute Situation, denn es war immer noch recht frisch (so um 15°C). Im Laufe der Fahrt wurde das Wetter zwar kontinuierlich besser, allerdings ging es wieder hoch hinaus, somit war da mit Wärme auch nicht mehr so viel. Zumindest hatten wir immer mehr Sonne unterwegs.
Wir fuhren anfangs nordöstlich um dann nach einer Frühstückspause in St.-Jean-D'Hérans (eine Straßenkreuzung ist wohl die geschichtliche Ursache dieses Ortes) über den Col d'Ornon und danach ein gutes Stück der viel befahrenen D1091 zu folgen. Auf der Passhöhe zum Col du Lautaret zweigt dann die Auffahrt zum Col du Galibier ab.
Oben am Pass war wie üblich viel los, selbst örtliche Fotografen haben sich auf die zahlreichen 2-Räder spezialisiert: Tief hockend machten sie an den letzten Kehren vor der Passhöhe Fotos. Auf dem Parkplatz oben stand dann ihr Wagen mit allerlei Bildern zur Werbung und die Kontaktdaten, um sich Fotos zu bestellen.

  

Weiter ging es über die D1006 und D902 zum höchsten asphaltierten (wirklichen) Pass der Alpen, den Col de l'Iseran (2770m). Die Schleife um den Bonette liegt zwar noch einige Meter höher, sie ist aber nicht die eigentlich Passhöhe. Nachdem wir den mondänen Wintersportort Val d'Isere samt dessen Tal verlassen hatten ging es auch gleich wieder in die Höhe: Über den Kleinen St.Bernhard-Pass verließen wir Frankreich und waren wieder in Italien.
Bei der obligatorischen Pass-Pause sichtete ich noch einmal mein Hinterreifen und spätestens jetzt war klar, dass damit sicher keine Tagestour am folgenden Tag mehr geht! Wie im Jahr zuvor hatte ich mich etwas mit der Lebensdauer meines Hinterreifens verschätzt, wozu natürlich auch der sehr raue franz. Asphalt beiträgt.

  

Bei der Abfahrt zweigten wir kurz vor dem Tal rechts ab, um eine Abkürzung über den kleinen aber sehr feinen Colle San Carlo zu fahren. Unsere Basis wollten wir direkt in Aosta suchen, da der folgende Sonntag ja nun (zwangsweise) fahrfrei sein würde und wir somit einen Kulturtag einschieben. Das geht nur schlecht in irgend einem kleinen Kaff im Nichts.
Am Stadtrand fanden wir sogar noch einen Supermarkt, der um die späte Zeit noch geöffnet hatte und so deckten wir uns noch mit einigen Bierchen ein! Nach einer etwas wirren Fahrt durch die warme Innenstadt von Aosta (ja, hier war im Gegensatz zur letzten Basis nämlich wieder Sommer!) fanden wir einen netten, citynahen Campingplatz.
Nachdem wir uns häuslich eingerichtet hatten gingen wir zum Abendessen runter in die Innenstadt. Wir fanden schnell ein wohl sehr angesagtes Restaurant, welches recht groß als auch dicht bestuhlt war. Die zahlreichen Gäste täuschten sich wohl nicht und so hatten wir ein sehr leckeres Essen. Danach ging's wieder den Berg hinauf um noch ein-zwei-drei Bierchen am Zelt zu trinken.

Die Tagestour ging über 364,60 km (6h05:09 min - Ø 60,86 km/h):




Sonntag, der 17.08.

An diesem ersten OFF-Tag war der erste Programmpunkt ausschlafen. Also lagen wir bis etwa 11 Uhr im Bett um uns dann dem örtlichen Kulturprogramm zu widmen. Wetter war wieder 1a, so machten wir uns auf (bzw. ab) in die City. Aosta ist wirklich ganz hübsch, hat einige schöne Plätze und Gebäude und nette Einkaufsstraßen/Gassen in der Altstadt. Schnell fanden wir eine Bäckerei mit kleinem Laden (am Sonntag geöffnet!) und das Frühstück war auch gerettet.

  

Wir schlenderten also die folgenden Stunden durch die Stadt und schauten uns alles (naja, was einem halt so im Weg stand) an, wie übrigens viele andere Leute auch. Schon sehr touristisch in hier. Irgendwann waren wir mit dem Programm auch durch und wir gingen zurück zum Platz.
Vorher hatten wir zwei Dönerbuden entdeckt, womit auch gleich unser Abendbrot geklärt wäre. Pizza/Pasta ist fein und lecker, aber uns stand der Sinn nach etwas Abwechslung. Die gefüllten Taschen holten wir uns dann später aber doch mit dem Mopped ab.


Montag, der 18.08.

Am Morgen packten wir als erstes unseren Kram zusammen um nicht viel Zeit zu verlieren, ich brauchte ja möglichst flott einen neuen Hinterreifen.
In meinem Kartenset sind auch Werkstätten aufgeführt, somit war unser erstes Zeil ein Suzuki/Yamaha/Aprilia-Händler im Süden von Aosta, dank Navi fanden wir den Laden auch recht schnell.... dummerweise war er geschlossen. Es war 10:15 Uhr und es sollte eigentlich schon seit 9:30 Uhr geöffnet sein. Ein hilfreiches Schild (vielleicht Urlaub?) war auch nicht zu sehen, so fuhren wir weiter.
Als nächstes peilten wir einen Honda-Suzuki-usw. Händler in Quart an, etwa 10km östlich von Aosta, in der Hoffnung dort ein neues Gummi zu bekommen. Auf dem Weg dorthin hupte Daniel plötzlich hinter mir und fuchtelte mit den Händen in der Luft herum, er hatte wohl was gesehen. Und richtig: Ein Reifenhändler (Auto+Moto)!
Also gleich mal auf den Hof. Nach kurzem Schnack mit dem Schrauber konnte der mir einen Michelin PilotPower anbieten. Pirelli (ich hatte den Diablo Strada drauf) würde in der Gegend weniger gefahren und somit wäre ein entsprechendes Modell auf die Schnelle nicht zu bekommen. Naja, wollte eh mal irgendwann einen Sportreifen testen, jetzt war es wohl soweit!
Der Typ verschwand kurz und kam dann mit der erfreulichen Nachricht zurück, dass alles zu machen wäre! Er hatte kurz mit "seinem Lager" telefoniert (in seiner Werkstatt hatte er keinen rumliegen) und überraschte uns dann doch mit seinen Preisvorstellungen! Der Listenpreis wäre 333€ (nur der Hinterreifen!), er könnte aber den Sonderpreis von 268€ machen. Da war erst einmal Schlucken angesagt... für den Preis bekommt man in Deutschland ohne Probleme einen kompletten Satz!
Daniel handelte sofort auf 250€ runter und somit überlegte ich nicht mehr lange.... Klar ist das derbe teuer, aber die Frage der Alternative stand ja auch im Raum. Wenn es beim nächsten Händler nun auch nichts gibt stehe ich dumm da, zum Hin- und Herfahren hatten wir keine Zeit (wir wollte ja möglichst noch bis zum Comer See kommen), also biss ich in den sauren Apfel....
Der Typ (der übrigens, ungewöhnlich in Italien, sehr gut englisch sprach) verschwand wieder zum Telefon und orderte seinen "Buddy" mit dem Reifen her... würde nur wenige Minuten dauern. Während mein Bock in der Werkstatt verschwand und der alte Reifen ausgebaut und von der Felge gezogen wurde bekamen wir ein kostenloses Benzingespräch mit allerlei "Fakten": Er hätte mit einigen Händlern ein gemeinsames Lager und sein Fahrer bringt den neuen Reifen in wenigen Minuten, dann wäre mein Luftdruck eh viel zu hoch. Der würde nämlich bis auf 5 (!!!) bar steigen, wenn er kalt schon bei 2,9 wäre. Soso... wie heißt bei Bikern "Seemannsgarn"?
Nebenbei fährt Valtenino (Rossi, Anm. d. Red.) am Hinterrad grundsätzlich keine Verschraubung auf dem Ventil, damit der Druck sich regulieren kann (wie auch immer das gehen soll).
Naja, wir dachten uns unseren Teil... ;-)
Sein "Fahrer" kam immer noch nicht und somit wurde wieder telefoniert. Er würde von der Finanzpolizei aufgehalten, die ihn kontrolliert hätte. Soso, war schon etwas dubios dieser Vogel.
Wie auch immer, kurz danach rollte wirklich ein Kombi auf den Hof und ein feiner, neuer PiPo kam zum Vorschein. Dann ging unser Schrauber zur Beifahrertür und schien diesen Reifen gleich bar zu bezahlen... bei seinem "Fahrer". Schon klar...!

  

Naja, der Rest ging dann schnell, noch etwas Smalltalk und Montage... es konnte endlich weiter gehen! Natürlich war uns klar, dass der Typ mich über den Tisch gezogen hatte und sich wohl einen schönen Tag machen wird, aber nun ja. Besser so, als den ganzen Tag umherirren und dann nicht mehr zum Ziel kommen.
So lagen wir noch gut in der Zeit und der neue Hinterreifen war im direkten Vergleich zum alten, völlig abgefahrenen gleich eine Offenbarung, endlich konnte wieder gescheit gefahren werden.
Die letzten Tage waren eher "rumeiern". Wir fuhren also noch diverse km durchs Aostatal um dann kurz vor Ivrea die öde Hauptstraße zu verlassen um Richtung Biella zu fahren. Ab hier wurde es wieder bergig und auch entsprechend kurvig.
Da dies die letzten Berge (also gen Süden) der Alpen waren, hatten wir von einigen Stellen aus einen tollen Ausblick in die weite Po-Ebene. Die Fahrt ging durch diverse Kleinstädte, die allesamt (eher untypisch) durch wenig Charme auffielen. Hässliche, neue Klotzgebäude und breite Straßen, wenig italienisch.
Egal, wir kamen gut vorrand und waren schon bald am Südufer des Lago Maggiore angekommen. Wir umrundeten das Ende des Sees und hielten uns dann nordwärts, zunächst etwas abseits vom Ufer (den Trubel vermeiden) um später an eben diesem entlang zu fahren. Auf etwa halber (Nord-Süd) Höhe fuhren wir dann östliche durch die Berge zum Luganer See und kurz durch die Schweiz. Passte prima, der nächste Tankstopp stand eh an und so konnten wir noch etwas sparen.
An dieser Tankstelle trafen wir dann auch die erste in "Freiheit" fahrende CB 1000R (die ich auf dem Hornet-Treffen ausgiebig zur Probe fahren konnte - lecker Gerät!). Weiter ging es am Südufer entlang und später wieder den Weg nahezu senkrecht nach oben zu nehmen und das schweizer Gebiet zu verlassen. Dies geschah über eine recht enge Passstraße, an der doch die diversen Tankstellen auffielen. Der Grenzer wollte dann noch einige Pässe sehen und begutachtete auch die Reifen. Wie gut, dass mich das nicht mehr schocken konnte! Obwohl, der vor mir fahrende Tourer hatte doch schon einen recht blanken Metzeler Z6 auf der hinteren Felge. Gesetzesmäßig war der auch nicht mehr....

  

Am nördlichen Ufer kamen wir noch einmal runter zum See um von dort direkt weiter gen Osten zu fahren. Bei Menaggio kamen wir dann wieder etwa auf halber Höhe am Comer See heraus. Von da ging es dank Hauptstraße mit min. 50% der Strecke in (teilweise km-langen) Tunneln recht flott voran. Kurz noch flüssigen Proviant an einem Supermarkt gekauft und wir kamen an unserem Etappenziel am Lago di Mezzola an. Diesen Campingplatz kannte ich schon von einem vorherigen Urlaub und somit gabs an dieser Station nichts zu befürchten.
Eine tolle Lage direkt am See und ein Restaurant auf dem Platz, in dem man gut und günstig essen konnte! Die "Nachteile" hatte ich (wie das so üblich ist) natürlich vergessen: Zum einen ist die Warmphase der Duschen (das erste mal mit Coin) doch sehr kurz und zum anderen gibts an einem See halt auch mal gerne Mücken.
Naja, am ersten Abend beschränkten die sich (zu meinem Glück!) eher auf Daniel. ;-)

Die Tagestour ging über 340,98 km (6h17:53 min - Ø 54,96 km/h):




Dienstag, der 19.08.

An diesem Tage stand noch einmal eine Tagestour an. Wir fuhren in die Berge zwischen den Comer- und dem Gardasee. Die Tour entwickelte sich leider nicht so ganz wie erwartet. Die Straßen waren wieder deutlich kleiner und enger als erwartet und zudem häufig mit recht schlechtem Asphalt belegt. In einer Pause verkürzten wir die Planung dann auch deutlich. Eigentlich wollten wir bis zum Lago d'Iseo, aber das ließen wir dann mal bleiben. Nach den langen Touren am Anfang wollten wir nicht wieder 8h und länger im Sattel sein, sondern mal zeitiger zurück kommen und den kommenden Abend mit einem Sprung in den See abschließen!
Also strichen wir diverse Wegpunkte und fuhren im Anschluss einige km der Strecke zurück. Und schon änderte sich das Streckenbild deutlich ins Positive! Die Strecken waren flüssiger zu fahren, der Belag war deutlich besser und der Spaß stieg sofort wieder an. Kurz vor Ende ging es noch über den Passo San Marco, der uns bis auf 1985m führte. Eine wirklich schöne Strecke!

  

Diese entpuppte sich zudem als Rennstrecke der örtlichen Motoristi, so das wir doch recht flott den Berg hinauf "gescheucht" wurde und wir sogar überholt wurden! Ich war wohl vorne fahrend der bremsende Faktor (mit inzwischen abgefahrenen Vorderreifen, der zudem ein anderer war als der neue hintere), so dass dann irgendwann für mich die Grenze des "Wohlfühlfaktors" erreicht war und ich dann zumindest Daniel nicht länger aufhalten wollte, so konnte er sich an die heimischen Flitzer hängen.
Wieder zurück holten wir uns zunächst noch im Supermarkt etwas flüssige Verpflegung und Daniel kümmerte sich um Insektenschutz. Danach wollten wir doch mal das Seewasser testen! Diese stellte sich dann doch als deutlich kühler als erwartet heraus, weil die Luft doch den ganzen Sommer recht warm ist. Aber gut, ist dann doch irgendwie ein Bergsee, der mit sehr kaltem Wasser aus der Höhe gespeist wird. Somit war's eine feine Erfrischung!

Die Tagestour ging über 231,97 km (4h08:58 min - Ø 56,68 km/h):




Mittwoch, der 20.08

Dieser letzte Tag vor unsere Abreise sollte dann noch einmal der Entspannung dienen. Ein richtiger Urlaubstag mit Auspennen, am Stand liegen und baden gehen stand auf dem Programm. Da unser Campingplatz sowohl von Bäumen als auch von den hohen Bergen drum herum gut vor der Morgensonne geschützt war, hat das mit dem Ausschlafen auch prima funktioniert.
Nach dem Frühstück stand dann noch etwas Herumdösen und Pennen an. Im Laufe des Nachmittags packten wir dann unsere Badesachen und gingen einige hundert Meter über einen Radweg (in Italien!) an der Eisenbahnlinie entlang, wo dann ein Kiesstrand im Mündungsbereich eines (im Sommer trockenen) Flussbettes lag. Der Besuch dauerte allerdings nicht wirklich lange, da besagter Strand über gar keinen Schatten verfügte und wir nicht vor hatten uns am letzten Tag noch einen fetten Sonnenbrand einzufangen.... Also gingen wir zurück zum Campingplatz um dort zu baden. Eigentlich ist dort ja auch alles ideal: Direkt vorm Zelt hatten wir eine Bank stehen, seitlich ging es flach ins Wasser und einige Meter weiter im See schwamm ein Bade-Floß.

  

Als wir wieder ankamen hatten wir inzwischen neue Nachbarn bekommen: 3 Leutchen aus Baden-Würtemberg (Vater samt Tochter und Schwager) und jemand aus Schleswig-Holstein, allesamt tourenmäßig perfekt mit dicker BMW-GS unterwegs. So bestand der Nachmittag aus Baden und entspannen, wir lernten uns etwas kennen und beschlossen dann auch, am Abend gemeinsam zu essen. Der Abend wurde sehr lustig, nach feiner Pizza und Wein gesellte sich noch ein weiterer Badener hinzu, der ein Zimmer im Restaurant/Hotel hatte. So endete der Abend später als gedacht mit Bierchen vor den Zelten und viel Spaß.


Donnerstag, der 21.08.

Der Tag unserer Abreise war gekommen, also packten wir alle (auch unsere Nachbarn fuhren weiter bzw. zurück) zusammen und machten unsere Moppeds startklar. Da wir ein ordentliches Stück Strecke bis München vor uns hatten, trödelten wir auch nicht lange rum und direkt nach der Verabschiedung ging es los. Nach dem Auschecken fuhren wir noch flott bei dem kleinen Lebensmittelladen vorbei um alles nötige fürs Frühstück zu besorgen. Dann machten wir uns auf den Weg Richtung Norden.
Bis Chiavenna war das mehr Kolonnenfahren, auch der Rückstau bis zur "entscheidenden" Kreuzung im Ort war schon beeindruckend, störte uns auf den Motorrädern aber natürlich auch nur bedingt.
An dieser Stelle geht es für den Großteil des Fernverkehrs Richtung Malojapass und St. Moritz ab. Danach wurde die Fahrt angenehmer, weil die Straßen enger und auch leerer wurden. Unterwegs überholten wir dann noch unsere süddeutschen Nachbarn und schon näherte sich die abenteuerliche Südrampe des Splügenpasses. Korkenzieherartig schraubt sich am Ende des Tals die Straße nahezu senkrecht nach oben, zulässige Fahrzeuglänge max. 5m, das sagt wohl schon alles aus.
Neben den extrem engen und auch steilen Kehren verlaufen viele der Kurven in einspurigen und unbeleuchteten Tunnels, die zudem meist relativ feucht sind. Immer wieder atemberaubend....

  

Oben angekommen öffnet sich die enge Straße in eine weite Ebene, die auch einen recht großen See beherbergt (Lago di Montespluga). Hier machten wir unseren Frühstücksstopp mitten in der Natur. Die Wolken hingen nur geschätze 100m über uns an den Bergen fest, aber es war trocken... wenn auch recht kühl. Gerade hatten wir unsere Paninis belegt, kamen unseren Nachbarn auch wieder vorbei und verabschiedeten uns noch einmal mit einem kleinen Hupkonzert und freundlichem Winken. Etwa eine halbe Stunde später setzen wir unsere Reise fort und erklommen die letzten Meter und Serpentinen zur Passhöhe. Hier oben ist eine Wetterscheide (so im August 2006 am eigenen Leibe erlebt), aber dieses Mal hatten wir Glück. Auch im Tal auf schweizer Seite lachte wieder die Sonne! So fuhren wir weiter dem jungen Rhein folgend durch die Viamala-Schlucht bis Thusis und von dort weiter über Davos nach Österreich.
Ursprünglich war noch ein Abstecher nach Samnaun angedacht, den ließen wir aber ausfallen. Bei den kleinen Moppedtanks spart man auch nicht so viel beim Tanken...

  

Ein junger und sehr ambitionierter österreichischer Grenzer befragte uns dann noch etwas intensiver, ob wir denn nun wirklich gar nichts in der Schweiz und Samnaun gekauft hätten. Wo bitte hätten wir unser "Schmuggelgut" auch lassen sollen?! So ging es dann flott weiter durchs Inntal... so flott, dass wir die Abfahrt zur Piller Höhe ganz verpassten!





Egal, da oben war ich auch schon zwei mal und somit war auch das zu verschmerzen. Kurz vor der Grenze nach good old Germany tankten wir die Maschinen noch einmal voll und machten dann auch kurz darauf hinter der Grenze bei Garmisch-Patenkirchen eine Pause. Daniel (und ich auch) konnte wieder seine Telefon-Flatrate nutzen und das taten wir dann auch! Nur kurze Zeit später verließen wir die Alpenregion, etwas Wehmut kam doch auf, als das Gelände langsam aber sicher flacher wurde und die Berge im Rückspiegel verschwanden.
Weiter ging es Überland bis München, wo wir die restliche Zeit noch nutzen, um uns für den Abend zu versorgen. Die Maschinen waren schnell verladen und wir bezogen unsere Abteile, die Wagen stehen im Startbahnhof zum Glück schon lange vor der Abfahrt bereit. So gab es noch das eine oder andere Abschlußbierchen und die Fahrt konnte beginnen.

  

Dieses Mal hatten wir getrennte Abteile, aber zumindest waren diese im selben Wagen und nicht weit auseinander. Ich hatte wieder Glück mit der Belegschaft, während Daniel die Niete des Tages gezogen hatte: Ein Parade-Rentnerpaar,welches nichts lieber tat als über wirklich alles zu meckern... was sie auch ausgiebig taten. Naja, Augen zu und durch halt...
Bei mir blieb eins der 5 Betten frei, der Mitfahrer des einen Abteilnachbarn hatte sich in den Dolomiten hingeschmissen und so war er seine Heimfahrt schon lange vorher mit einem Mietwagen angetreten. So konnten die Mittelbetten eine Stufe höher eingestellt und als Gepäckablagen benutzt werden.

Die Tagestour ging über 421,02 km (6h28:05 min - Ø 66,71 km/h):




Freitag, der 22.08.

Der Tag begann sehr zeitig (die Strecke ist halt nicht so lang) und wie könnte es anders sein in der "kalten Heimat"? Richtig... mit Regen! :-(
Somit war die Frage nach der Heimfahrroute auch schnell geklärt. Bei dem Wetter hatte ich keine wirkliche Lust den Weg über Land zu nehmen. Zumal bei den nassen Straßen der inzwischen ebenfalls recht abgefahrene Vorderreifen auch nicht gerade ideal war. Somit war Kilometerfresser via Autobahn angesagt. Daniel hatte das eh vor, da zwischen Düsseldorf und Bochum jetzt auch nicht so die tollen Strecken sind, die man unbedingt fahren muss. Also hatten wir den ersten Teil bis hinter Wuppertal noch zusammen, dann trennten sich unsere Wege.
Da ich recht früh dran war und auch nicht "vorm Frühstück" zuhause aufkreuzen wollte, fuhr ich noch fix bei meinen Eltern vorbei. Die sind ja immer froh und beruhigt, wenn man wieder heile zurück ist. So tauchte ich dann, immer noch im Nassen, gegen 11 Uhr wieder zuhause auf.... der Urlaub war jetzt wirklich vorbei...

Die Tagestour ging über 193,12 km (2h19:11 min - Ø 84,94 km/h):



Der gesamte Urlaub umfasste zusammen 3840 meist herrliche Kilometer.

2 Kommentare:

  1. das ist pure Freiheit. es ist ein Segen in der Lage sein, zu reisen durch diese Berge

    AntwortenLöschen
  2. Die Zahl der absolut atemberaubenden Naturlandschaft ist überwältigend, ich würde lieben, dort zu fahren.

    AntwortenLöschen